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Simulationswerkzeug fĂŒr dezentrale Energienetze

Simulationswerkzeug fĂŒr dezentrale Energienetze

Letztes Update: 28. Juni 2024

Das Open Source Simulationswerkzeug fĂŒr dezentrale Energienetze ermöglicht Stadtwerken und Netzbetreibern, NetzstabilitĂ€t und neue GeschĂ€ftsmodelle datengestĂŒtzt zu optimieren. Es simuliert Stromerzeuger, Verbraucher und weitere Anlagen im Netz und bietet einen risikoarmen Experimentierraum.

Wandel in der Energiewelt und datengestĂŒtzte GeschĂ€ftsmodelle simulieren

Die Herausforderung der dezentralen Energienetze

Die Energiewelt befindet sich im Wandel. Eine wachsende Zahl dezentraler Energiequellen wie Solaranlagen und Verbraucher wie WĂ€rmepumpen stellt das elektrische Verteilnetz vor erhebliche Herausforderungen. Gerade kleineren Stadtwerken und Netzbetreibern fehlen die Möglichkeiten, diese VerĂ€nderungen zu simulieren und sich auf die neue Energiewelt einzustellen. Hier setzt das Projekt VISE-D an, das von der UniversitĂ€t zu Köln, der TH Köln und der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum entwickelt wird. Es handelt sich um ein Open Source Tool, das Simulationen und neue datengestĂŒtzte GeschĂ€ftsmodelle ermöglicht.

Das Potenzial von Daten im Energiesektor

Daten sind der Rohstoff der Zukunft – das gilt auch fĂŒr den Energiesektor. Diese zu beherrschen ist fĂŒr kleinere Marktteilnehmer jedoch eine Herausforderung, da es oft an ausreichendem Know-how oder finanziellen Mitteln mangelt. „Wir entwickeln ein leicht zugĂ€ngliches und ĂŒbertragbares Modell von Stromverteilnetzen. Es bildet vielfĂ€ltige technische und ökonomische Aspekte ab, einschließlich des Nutzungsverhalten. Damit lassen sich neue, datengestĂŒtzte GeschĂ€ftsmodelle untersuchen, optimale Regulierungsstrategien identifizieren und die Auswirkungen von VerĂ€nderungen im Netz ermitteln“, erlĂ€utert Prof. Dr. Marc Oliver BettzĂŒge von der UniversitĂ€t zu Köln.

Netz- und Marktmodell im Fokus

Im Fokus der Analysen steht dabei das Niederspannungsnetz, also die unterste Ebene des Stromnetzes. Da dessen Gestalt je nach Siedlungsstruktur sehr unterschiedlich sein kann, verwenden die Projektpartner Benchmark-Netze, die sich in anderen Projekten bewĂ€hrt haben. Darauf aufbauend werden Stromerzeuger und -verbraucher sowie weitere Anlagen wie Photovoltaik-Anlagen, Batteriespeicher, WĂ€rmepumpen oder Ladestationen fĂŒr Elektrofahrzeuge im Netz simuliert. Zudem fließen Faktoren wie Netzzustand und Wetterdaten ein.

Neben diesem Netzmodell entsteht im Projekt ein Marktmodell: Dazu sollen zunĂ€chst die Akteur*innen des digitalen Energiesystems wie Endverbraucher oder Stadtwerke sowie deren PrĂ€ferenzen und BedĂŒrfnisse analysiert werden. Anschließend werden Modelle erstellt, um individuelle Interessenslagen abzubilden und den Effekt von neuen Tarifmodellen oder politischen Maßnahmen wie der CO2-Bepreisung zu ermitteln.

Ein risikoarmer Experimentierraum

„Durch diese ganzheitliche Betrachtung von Netz und Markt und der zahlreichen technischen, sozioökonomischen sowie wirtschaftlichen Aspekte können wir eine Vielzahl von Fragestellungen und die verschiedenen Spannungsfelder adĂ€quat adressieren und erforschen. Das Simulationstool wird ein risikoarmer Raum sein, in dem Marktteilnehmer*innen die richtigen Weichenstellungen in einer sich verĂ€ndernden Energiewelt vorab erproben können“, sagt Prof. Dr. Thorsten Schneiders von der TH Köln.

So sind in den vergangenen Jahren beispielsweise immer mehr Solaranlagen als dezentrale Erzeuger sowie WĂ€rmepumpen und Ladestationen fĂŒr E-Autos als große Verbraucher an ein Netz angeschlossen worden, das dafĂŒr ursprĂŒnglich nicht ausgelegt ist. Ziehen die Verbraucher zeitgleich Strom aus dem Netz, droht InstabilitĂ€t. „Dieser konkreten Problemlage kann durch einen geeigneten regulatorischen Rahmen begegnet werden, etwa indem die Versorger unterschiedliche Tarife anbieten, z.B. mit gĂŒnstigem Nachtstrom, damit E-Autos eher in dieser Zeit geladen werden, oder mit der stĂ€rker invasiven Möglichkeit fĂŒr Netzbetreiber, WĂ€rmepumpen per Fernzugriff netzdienlich abzuschalten – beide und noch viele weitere Optionen lassen sich mit unserem Tool testen“, sagt Prof. Dr. Andreas Löschel von der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum.

Das simulationswerkzeug fĂŒr dezentrale energienetze

Das Projekt „VISE-Smart Data: Mehrwertgenerierung durch Energiedaten – Trends & Transformationsprozesse“ wird im Rahmen des Virtuellen Instituts Smart Energy (VISE) durchgefĂŒhrt, einer NRW-weiten interdisziplinĂ€ren Forschungsplattform unter der Leitung der TH Köln und der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum. Das Energiewirtschaftliche Institut an der UniversitĂ€t zu Köln leitet das Teilprojekt VISE-D und verantwortet die Themen Regulatorik und Marktgeschehen. Das Cologne Institute for Renewable Energy der TH Köln untersucht die Auswirkungen auf die technische Infrastruktur, wĂ€hrend der Lehrstuhl fĂŒr Umwelt-/Ressourcenökonomik und Nachhaltigkeit der Ruhr-UniversitĂ€t Bochum das Nutzungsverhalten und AnsĂ€tze zur Verhaltensmodellierung untersucht. VISE-D wird unterstĂŒtzt durch die assoziierten Partner Stadtwerke Troisdorf GmbH, Beenic Buildings Intelligence GmbH, BDEW-Landesgruppe NRW, ASEW GbR und SME Management GmbH. Fördermittelgeber ist das Ministerium fĂŒr Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen.

Die Rolle der TH Köln im Projekt

Die TH Köln zĂ€hlt zu den innovativsten Hochschulen fĂŒr Angewandte Wissenschaften. Sie bietet Studierenden sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem In- und Ausland ein inspirierendes Lern-, Arbeits- und Forschungsumfeld in den Sozial-, Kultur-, Gesellschafts-, Ingenieur- und Naturwissenschaften. Zurzeit sind rund 23.500 Studierende in etwa 100 Bachelor- und MasterstudiengĂ€ngen eingeschrieben. Die TH Köln gestaltet Soziale Innovation – mit diesem Anspruch begegnen wir den Herausforderungen der Gesellschaft. Unser interdisziplinĂ€res Denken und Handeln, unsere regionalen, nationalen und internationalen AktivitĂ€ten machen uns in vielen Bereichen zur geschĂ€tzten Kooperationspartnerin und Wegbereiterin.

Fazit: Ein Blick in die Zukunft der Energiewelt

Die Energiewelt steht vor einem tiefgreifenden Wandel. Dezentrale Energienetze und datengestĂŒtzte GeschĂ€ftsmodelle werden eine zentrale Rolle spielen. Das simulationswerkzeug fĂŒr dezentrale energienetze, das im Rahmen des Projekts VISE-D entwickelt wird, bietet einen risikoarmen Experimentierraum, in dem neue Technologien und GeschĂ€ftsmodelle getestet werden können. Dies ermöglicht es kleineren Marktteilnehmern, sich auf die Herausforderungen der neuen Energiewelt einzustellen und innovative Lösungen zu entwickeln. Die Zusammenarbeit von Wissenschaft und Praxis in diesem Projekt zeigt, wie wichtig interdisziplinĂ€re AnsĂ€tze und Kooperationen fĂŒr die Zukunft der Energieversorgung sind.

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